Die Interviews von Karl Höffkes mit Zeitzeugen

Herausgeber: Wieland Giebel
ISBN:
978-3-95723-153-6
Verfügbarkeit: Erschienen am 14. April 2020
Umfang: 570 Seiten, 205mm x 125mm, Gebunden
Preis: 39,95 €

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„Ich traf Hitler“ als eBook  29,99 Euro…

Diese Interviews fanden statt, als Hitler schon 50 Jahre tot war. Aber alle 45 Zeitzeugen erinnern sich genau an die Begegnungen: Wie er das erste Zimmer in München mietete, wie er in die feine Gesellschaft eingeführt wurde, wie es beim Hitler-Putsch lief. Die Köchinnen, Kammerdiener und Hausmeister, die Gauleiter, Generäle und Sturmbannführer, die Schauspielerinnen, Hausfrauen und Architekten – sie hatten „nicht die geringste Ahnung“ von den Verbrechen des Nationalsozialismus.

Viele der Gesprächspartner haben zum ersten Mal erzählt. Der Abstand zum Erlebten war in den 1990er-Jahren groß genug. Nun wollten sie berichten, es musste aus ihnen heraus – und sie hatten Vertrauen zu ihrem Gesprächspartner Karl Höffkes. Es ist sein Verdienst, überlebende Akteure des Nationalsozialismus beharrlich befragt und ihre Aussagen sorgsam auf Video dokumentiert zu haben: Leugner und Verharmloser; Naive, Profiteure, Besserwisser; einige Gegner und Verschwörer – siehe Inhaltsverzeichnis. Karl Höffkes beschreibt in seinem Vorwort – siehe Link unten – wie es zu den Interviews kam.

Dieses Buch, außerordentlich reich an Details, ist eine kommentierte Dokumentation, keine Abrechnung mit dem Nationalsozialismus. Jede Erinnerung belegt eine der zentralen Thesen des Historikers Ian Kershaw, der Hitler als obersten Anstifter des totalen Zusammenbruchs der Zivilisation in der Moderne sieht, als Haupturheber des Zweiten Weltkriegs und eines Völkermords, wie ihn die Welt noch nicht kennengelernt hatte. Alle bezogen sich auf Hitler. Jeder General, alle Minister, alle Parteifunktionäre waren von Hitlers Entscheidungen abhängig. Alle unterwarfen sich ihm.  

Wie sich die Obersturmbannführer genau äußern, welche Verbundenheit der Hofstaat Hitlers noch nach Jahrzehnten zeigt, ob sich die eine oder der andere tatsächlich distanzierte, ob die Offiziere Hitler hätten umbringen können, darüber gibt Wieland Giebel im ausführlichen Editorial einen Überblick.

In einem der nahezu 50 Interviews geht es um den frühen Antisemitismus von Hitler. Das ist neu, hier erstmals erwähnt. Prof. Thomas Weber von der Universität Aberdeen berichtet in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland darüber, dass der Antisemitismus Hitlers in diesem Buch sechs Jahre früher erwähnt wird als bisher bekannt. Das ist wichtig, weil unter Historikern immer noch nicht geklärt ist, worin eigentlich der Grund für Hitlers Antisemitismus liegt, der zum Holocaust und zum Vernichtungskrieg führte.

 

Inhaltsverzeichnis von „Ich traf Hitler“


Vorwort von Karl Höffkes


Editorial von Herausgeber Wieland Giebel

 

Video 4 Minuten von Karl Höffkes mit

Karl-Wilhelm Krause, Hitlers Leibdiener

Gretl Roelofs, Köchin

Tobias Portschy, Stellv. Gauleiter Steiermark

Erna Moll, Sekretärin von Gauleiter Florian

Philipp Freiherr von Boeselager, Verschwörer gegen Hitler

Artur Axmann, Reichsjugendführer (1945 im Führerbunker)

 

Thomas Weber im SPIEGEL über das Buch: „Als ob man auf einmal vor einer unverhofft gefundenen Goldkiste stünde.“ 

 

Prof. Thomas Weber über seinen Beitrag im Journal of Holocaust Research, der als Anhang in diesem Buch aufgenommen wurde.  

 

David Crossland in der Londoner TIMES : Rudolf von Ribbentrop, the son of the German foreign minister, Joachim, was a tank commander in the Waffen SS. He said: “Hitler definitely didn’t want a war, how should he benefit from a war?”

 

Eldad Beck berichtet in der in Israel am weitesten verbreiteten Zeitung Israel HaYom über Thomas Weber und das Buch „Ich traf“ Hiter – Die Interviews von Karl Höffkes“ aus dem Berlin Story Verlag, herausgegeben von Wieland Giebel

„Hoeffkes … conducted hundreds of interviews with people who were in personal contact with Hitler. Last, the collection of interviews made its way to the German historian Thomas Weber, an expert in the early days of Hitler. Elisabeth’s story immediately intrigued him. „You don’t know what you have in your hands here,“ he said excitedly, „this is a historic treasure … „That interview is very important, since it gives information on the source of Hitler’s anti-Semitism and its roots,“ Weber tells Israel Hayom. „In recent years, the belief was that his anti-Semitism only appeared after the first World War, and here we have evidence that he had such ideas before the war. That doesn’t mean the war didn’t fuel the anti-Semitism that we know of and led to the murder of the Jewish people, but it seems that after the war it mutated into genocidal anti-Semitism …“

Deutsche Welle Bulgarien sehr ausführlich … 

Ausführliche Besprechung in SEMANA in Kolumbien …

 

Armin Fuhrer in FOCUS über „Ich traf Hitler“ mit zahlreichen Zitaten: 

ZEITZEUGEN ÜBER HITLER: „IN SEINEM SCHLAFZIMMER WAREN NUR BÜCHER ÜBER MAGENKRANKHEITEN“

Armin Fuhrer bespricht im FOCUS ausführlich und mit zahlreichen Zitaten das Buch mit den Interviews von Karl Höffkes „Ich traf Hitler“ aus dem Berlin Story Verlag.

Erst jetzt aber, 75 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches, erscheinen die Berichte gesammelt in einem Buch.

Zu den Menschen, die in dem Buch zu Wort kommen, gehören Gauleiter, Generale und Admirale, Sekretärinnen und Adjutanten, Soldaten aller Waffengattungen, Generalstabsoffiziere, Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, Widerständler, Opfer des NS-Systems, Kulturschaffende, Fahrer, Bedienstete, Zivilisten und Familienangehörige führender Nationalsozialisten – ein breiter Querschnitt durch alle Schichten.

Der vollständige Beitrag von Armin Fuhrer im FOCUS

Armin Fuhrer im FOCUS:… Und noch etwas sei merkwürdig [schreibt Thomas Weber]. Fakt ist, dass Hitler erst 1913 von Wien nach München übersiedelte. In den Gesprächen mit Elisabeth Grünbauers Vater behauptete er aber laut den Aussagen von dessen Tochter steif und fest, dass er schon 1912 an die Isar gekommen sei. Das aber ist definitiv falsch. Was aber war der Grund für diese häufig wiederholte Lüge, fragt Weber. Wollte er Spuren seiner letzten Wiener Zeit verwischen, weil es dort zu einem negativen Ereignis oder persönliches Erlebnis gekommen war? Webers Theorie hat durchaus einiges für sich, aber sie muss zwangsläufig Spekulation bleiben. Die Äußerungen Elisabeth Grünbauers, über die er in seinem Aufsatz berichtet, sind aber zweifellos sehr wertvoll, denn sie geben einen wichtigen Hinweis darauf, dass Hitlers Antisemitismus älter ist als bisher gedacht. Nur den Grund kennen wir nach wie vor nicht.“ https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/sie-seien-ausbeuter-oesterreich-war-ihm-zu-verjudet-wie-hitlers-hass-auf-die-juden-entfachte_id_11704110.html

 

Berichterstattung in Israel Hayom, der am weitesten verbreiteten Zeitung Israels:

 

Interview zum Buch bei „Die Literaturagenten“ mit Wieland Giebel ab rbb Radio 1 (7 Minuten).

 

Michael Lausberg online

Der Autor Karl Höffkes hat 45 überlebende Akteure des Nationalsozialismus 50 Jahre nach dem Tod Hitlers über deren meist persönliche Begegnungen mit Adolf Hitler befragt und ihre Aussagen auf Video dokumentiert. Im Unterschied zur klassischen Interviewtechnik, bei der der Fragende den Rahmen vorgibt, sollten die Gesprächspartner frei und ohne Zeitdruck schildern, was ihnen wichtig erschien. Höffkes will kein zusammenhängendes Erklärungsmuster zur Person Hitlers vermitteln, sondern „Ausschnitte aus einem großen Ganzen“ bieten, „Mosaiksteine der Geschichte.“ (S. 16)

In den Interviews sind Aussagen, die objektiv nicht stimmen oder die in der Erinnerung falsch wiedergegeben wurden, mit Anmerkungen versehen und kommentiert. Subjektive Einschätzungen und widersprüchliche Wahrnehmungen der Person Hitlers und seiner Aussagen bleiben unkommentiert. Zu Beginn wird die Person biographisch mit Bild vorgestellt, ebenso wie die wesentlichen Inhalte und Rahmenbedingungen des Gesprächs. Das Datum des Gespräches wird auch genannt.

Das Buch bietet einen breiten Querschnitt durch alle Schichten und Verbindungen zu Hitler. Von frühen Zeiten, wo er noch ganz unten war, wie die Tochter von Hitlers Vermieter in München, über temporäre Begleiter wie Hitlers Kammerdiener, Sekretärin, der stellvertretende Gauleiter der Steiermark, die Köchin in Reichskanzlei und Führerbunker, Angehörige der SS, Wehrmacht oder von NS-Behörden bis hin zu Theodor Oberländer, der noch in der BRD Karriere machen durfte. Aber auch Gegner wie Philipp Freiherr von Boeselager, einem der Mitverschwörer des 20.Juni 1944, und Zivilisten kommen zu Wort. 

Viele Täter berichten von banalen Erlebnissen wie beim Wochenendausflug oder ergreifenden Erfahrungen beim Treffen des Zentrums der Macht. Die „Banalität des Bösen“ schimmert manchmal durch.

Hitler schien mehrere Gesichter zu haben, emotionale Momente im Privaten, die Rolle des Herrschers, der Untergebene zurechtstutzt, der kühle Planer und der Förderer von Kultur, der nette Onkel von Nebenan oder der Mensch, dem Menschenleben nichts bedeuten.

Dabei spielen wohl auch das (gewünschte) Selbstbild oder die Auswirkungen der Propaganda eine Rolle.

Interessant ist auch, dass es meist keine Reue, Schuldgefühle oder Scham bei den befragten Tätern, Mitläufern oder Funktionsträgern. Vieles klingt bekannt: Wir haben nur Befehle ausgeführt, von den Verbrechen im KZ hatten wir keine Ahnung. Meist ist kein Bruch oder Hinterfragen der eigenen Biografie zu erkennen.

Der Ansatz des Buches, auch Akteure des Nationalsozialismus, also Täter, selbst zu Wort kommen zu lassen, ist natürlich für Opfer und deren Nachkommen unappetitlich zu lesen. Als Primärquelle sind dagegen die Aussagen und Erzählungen, sehr spannend. Sie haben natürlich subjektiven Charakter und müssen eingeordnet und kommentiert werden. 

Das Buch gibt einige Antworten von Zeitzeugen über die Persönlichkeit Hitlers und sein Auftreten in alltäglichen Situationen jenseits der Propaganda und Manipulationstechniken im NS-Staat. Trotz der zeitlichen Distanz schildern viele der Befragten ihn bei weiten nicht als Dämon, was verschiedene Gründe der Schuldabwehr oder der fehlenden Bereitschaft, sich mit den Verbrechen auseinanderzusetzen, zu tun haben kann. Mitscherlichs Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“ könnte Erklärungen geben.

Jedenfalls sind es nicht nur die Aussagen über Hitler, sondern auch die Aussagen über die Zeitzeugen selbst, die das Buch zu einem wertvollen Baustein der Erinnerungskultur und für biografische Analysen Hitlers machen.