Alles schick, alles hip?!?
Der Szenebezirk Friedrichshain-Kreuzberg im Fokus der Fotografie

Sechs Jahre nach der überraschenden Resonanz auf die Ausstellung und den Katalog „Stillstand und Bewegung. Menschen in Kreuzberg”, der die 1970er und 1980er Jahre im Spiegel der Fotografie repräsentierte, nun also eine neue Bestandsaufnahme. Was ist passiert nach dem Mauerfall? Welche Bilder zeigen unsere Gegenwart, in der wir uns bewegen wie Orientierungslose auf der Suche nach Fixpunkten und Vertrautem, aber die Begegnung mit Fremdem scheuen?
In einem Stadtraum, der sowohl zur Touristenattraktion wie zum internationalen Magneten für viele geworden ist, die hier dauerhaft oder temporär leben, wohnen und arbeiten wollen. Und die auf jene treffen, die das oft schon Jahrzehnte tun. Konflikte und Verteilungskämpfe inklusive. Freiheit und Diversität schweben über allem. Filmproduktionen wie „Fucking Berlin” zementieren einen Mythos des anything goes. Jeder ausgeleuchtete Winkel scheint brauchbar, um Projektionen zu binden und zu multiplizieren. Cool, hedonistisch, abgefuckt. Die Mieten sind längst explodiert, die Alt-Bewohner*innen fühlen sich wie im falschen Film, der ihnen nur Statistenrollen erlaubt. But the beat goes on.
Und viele fallen einfach raus. Aus dem aktuellen Lebensfilm, der vom neoliberalen Gestus der Stadtentwicklungspolitik und dem Diktat der persönlichen Kapitalkraft bestimmt wird. Selbst Normalverdiener*innen finden hier keine Wohnungen mehr. Noch in den Neunzigerjahren waren Kreuzberg und Friedrichshain ganz unten, fast abgeschriebene innerstädtische Armuts- und Problemzonen. Vor allem junge Familien kehrten ihnen den Rücken, zogen aufs Land oder in andere bürgerliche Bezirke. Eine dramatische Zuspitzung erfuhr diese Entwicklung in der berühmt-berüchtigten Rede des damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Klaus-Rüdiger Lan­dowsky vor dem Abgeordnetenhaus:
„Es ist nun einmal so, dass dort wo Müll ist Ratten sind, und dass dort, wo Verwahrlosung herrscht, Gesindel ist. Das muss in der Stadt beseitigt werden.” Zugespitzt gesagt nimmt diese Polemik von 1997 die seit vielen Jahren geführte Diskussion und den Widerstand sozial schlechter gestellter Bevölkerungsgruppen gegen ihre Verdrängung aus den begehrten Innenstadtbezirken vorweg. Was zunächst blieb, war ein Lebensraum mit vielen finanzierbaren Nischen für ein selbstbestimmtes Leben, ob in besetzten Häusern oder anderswo. Der politische Widerstand nahm kreative Formen an, die Militanz und Härte der 1980er Jahre verlor sich. Das Quartiersmanagement kam ans Ruder, um benachteiligte Wohngebiete zu fördern und aufzuwerten, in den Nullerjahren ging die Politik subtile Wege, um hier den Stadtumbau in ihrem Sinne voranzutreiben. Dazu gehörte vor allem die Privatisierung der landeseigenen kommunalen Wohnungsbaugesellschaften GSW und GSG, die den sozialen Wohnungsbau genauso betreffen wie Bestandsmieter*innen und Gewerbeimmobilien. Dem Ausverkauf der Stadt hat die Politik wenig entgegenzusetzen.
Wenig wird bleiben, wie es war. Nachbarschaften fallen auseinander, soziale Projekte geben auf; Gastronomie, Mode­labels und Start-ups dominieren das Gewerbe. Der flächenmäßig kleinste, jüngste und am dichtesten besiedelte Bezirk, der 2001 durch die Verwaltungsreform entstand, ist zusammengewachsen, mehr oder weniger freiwillig. Beide Teile stehen vor dem gleichen Problem, das mit einem scheinbar neutralen Begriff wie Strukturwandel beschrieben wird. Hier setzt die Fotografie an, hier entwickelt sie ihre Bestimmung in der Abbildung völlig unterschiedlicher Ausschnitte einer Welt, die der Schweizer Soziologe Urs Jaeggi vor mehr als zehn Jahren als die „Durcheinandergesellschaft” beschrieben hat.
In der brutalen Sommerhitze 2018 kauert eine schwarz­gekleidete junge Frau jeden Tag in den Hauseingängen rund um die Oranienstraße, stumm, reagiert selbst auf gutgemeinte Ansprache nicht. In ihrer Hand einen Pflasterstein, um sich zu wehren. Gegen jeden und das alles? Als wäre sie der Fotografie von Nanette Fleig entsprungen. An ihr vorbei strömen die kurz behosten Touristenströme, sie ist kein Smartphone­Foto wert. Vorneweg die Guides, die das mehrsprachig erklären, was man so nicht erklären kann. Nachts werden die sich in den Partyzonen wiedersehen. Wer Glück hat und die Türsteher passiert, im Berghain. Der Rest verteilt sich auf die Lohmühleninsel, rund ums Schlesische Tor oder das RAW-Gelände in Friedrichshain, das abfällig auch „Techno-Strich” genannt wird. And the beat goes on. Sarkastisch hat der Musiker Peter Fox 2008 in „Stadtaffe” ein passendes Stimmungsbild entworfen: „Alles ist bunt, laut und blinkt / Stadt voller Affen ist voll und stinkt / Wir feiern ohne Grund, komm rauch und trink / Die Party ist gelungen, wir sind taub und blind”.

Nicht taub und blind sondern hellwach und engagiert haben sich acht Fotograf*innen auf den Weg gemacht die neue Welt zu erfassen. Jenseits der Partyzonen, wo die digitale Selfie-Manie dominiert. Heiner Bernd ist der Link zu den 1990er Jahren in Friedrichshain zu verdanken, analog, schwarzweiß. Alle anderen Beiträge sind digital, über die imaginäre ehemalige Bezirksgrenze bewegt sich allein Florian Günther mit seinen Kneipenbildern. Waren die Fotografien des alten Kreuzbergs aus einem geschlossenen Stadtraum formal und inhaltlich relativ homogen, zeigt sich nun eine große Spannbreite, die nicht nur der Dynamik der urbanen Veränderungsprozesse geschuldet ist. Anders als in der Vergangenheit hat der Gesetzgeber durch die Stärkung der Persönlichkeitsrechte gegenüber der künstlerischen Freiheit spontane Personen- oder Straßenfotografie sehr erschwert und über Einverständnis­erklärungen zum formalen Akt gemacht. Egal, der Macht der Bilder tut das keinen Abbruch.
Mehr als 500 Schwarzweißfilme hat Heiner Bernd verbraucht, weit weniger als die Hälfte überhaupt nur vergrößert. Seine menschenleeren Friedrichshainer Stadtansichten sind Momentaufnahmen voller Kontraste und melancholischer Poe­sie. Ihn interessieren nicht die künstlerischen Urheber von Street Art, hier wird keine guided Tour oder institutionelle Verwertung vorbereitet. Allein die Datumsangaben erzählen seine Beobachtungsgeschichte. Eine Geschichte, die sich ebenso schnell verliert, wie die Relikte der DDR-Architektur und Alltagskultur.
Siebrand Rehberg, sensibler Chronist der Kreuzberger Aufbruchszeiten vor 40 Jahren, bewegt sich mit der Kamera seit 2012 erneut durch seinen Kiez. Neugierig und rastlos. Die einst stille Admiralbrücke ist nun zum touristischen Hotspot geworden, überall Musik und der fantasievolle Kampf um Wahrnehmung oder Unterstützung an jeder Straßenecke. Bunt seine Fotografien nun, bunt ist die Welt vor der eigenen Haustür. International scheint das Bedürfnis, einfach zu leben in dieser Welt, deren Widerhaken die einen auf die Straße zwingen und die anderen auf scheinbar sicherem Terrain wandeln, wohnen und leben lassen. Eine Welt der Gegensätze.
Eine völlig andere Herangehensweise verfolgt sein langjähriger Freund Michael Sauer, der seit 2015 Menschen im Kiez fotografiert, Fremde und Bekannte. Auf Arbeit oder relaxed im Freizeitmodus. Dokumentarisch steht im Hintergrund, die Inszenierung der Momente, die oft nur Zufallsbegegnungen sind, sprühen vor Intensität und Intimität. Nicht wo die Personen stehen, sondern wie sie wirken, provoziert den Zoom. Selbstinszenierungen in vollem Körperschmuck inklusive.
Nanette Fleig arbeitet seit Jahren im legendären restradikal und queeren Club SO36 in Kreuzberg, der gerade seinen 40. Geburtstag feiert. Da braucht sie keine Rücksichten zu nehmen. Ihre kompromisslosen Fotografien zeigen eine Welt, in der, der sich nicht wehrt, verkackt hat. Die Fronten sind klar: Gegen Staat und Kapital, Ausbeutung, den Ausverkauf der Stadt, Rassismus und die Ausgrenzung von Minderheiten. Revolutionsfolklore, mitnichten. Sondern das Engagement anwachsender Bevölkerungsgruppen für eine gerechtere Welt, glokal. Soziale Bewegungen gehören untrennbar zum Bezirk, auch wenn das bei den neuen Nachbar*innen noch nicht angekommen ist.
Für die schwedische Fotojournalistin Ann-Christine Jansson ist es wichtig, einen eigenen Standpunkt zu der Gesellschaft zu entwickeln und ihn in den fotografischen Erzählungen deutlich zu machen. In ihrer in den zurückliegenden zwei Jahren entstandenen Serie „Kreuzberg heute” zeigt sie Begegnungen mit Menschen in dem sich schnell verändernden Stadtteil.
Der Abschied von Lebenden und den Hinterlassenschaften von Toten ist das Thema der ungewöhnlichen Fotoserie von Ursula Kamischke. In rund eineinhalb Stunden hat sie über 110 Fotos von der Nachlassverwertung des deutsch-türkischen Ehepaars Sencivan gemacht, die hier im Kiez mehr als 40 Jahre (1971-2014) ihren festen Platz hatte. Ein fotografisches Denkmal, das die Betreiber ebenso wie ihr ausuferndes Museum der Dinge mit Wiederverwendungsmöglichkeiten würdigt, das Alltagskultur und Stadtteilgeschichte gleichermaßen reflektiert. Erinnerung an einen Ort, wo die Objekte mit den Gebrauchsspuren der Vorbesitzer*innen auf eine neue Bestimmung warteten. Und wo Karin Sencivan als einzige genau wusste, ob etwas Gewünschtes vorhanden und wo es zu finden ist. Verlust eines Ladens, der doch immer da war.
Ellen Röhner hat in ihrer Bildserie über Jahre zwei Events fotografisch begleitet, die den öffentlichen Raum als Bühne und Tanzboden nutzen. Mit unterschiedlichem Background. „Wenn du hier tanzen darfst, ist das nicht meine Revolution!” (Sozi36, Graffiti Artist). Eine Reaktion auf das obligatorische Myfest am 1. Mai. Vom Bezirk veranstaltet, um Randale, Wut, Empörung zu kanalisieren. Megaerfolgreich, Zigtausende fei­ern nun friedlich auf der Kreuzberger Oranienstraße und rund­um. Anders der Transgeniale CSD, von einem queeren, politisch engagierten Bündnis von unten organisiert, fast 20 Jahre Bestandteil der „Kreuzberger Festtage”, um dem in der Mitte der Gesellschaft angekommenen großen CSD einen Gegenentwurf zu bieten.
Mehr als zehn Jahre hat Florian Günther an seiner Fotoserie gearbeitet, die hier in einer Auswahl vorgestellt wird. Die Schutzräume seiner alten Lieblingseckkneipen aufgesucht, die allen Veränderungen zu trotzen scheinen. Er, den hier keiner als Fremden wahrnimmt sondern als Teil dieser Welt. Keinem Außenstehenden wäre es erlaubt, so zu fotografieren. So gelingen hier Bilder von Freund*innen und Fremden, Arbeiter*innen
und Künstler*innen, Punks, Frauen vor und hinter dem Tresen, Gestrandeten und Durchreisenden. Ein Abschied?

And the blues goes on.

 

All grand, all hip?!?
The ‘in’ district Friedrichshain-Kreuzberg in photographs

Six years after the surprising response to the exhibition and catalogue „Stillstand und Bewegung. Menschen in Kreuzberg“ (Standstill and Movement. People in Kreuzberg), a photographic reflection of the 1970s and 1980s, it’s time to take stock again. What happened after the fall of the Wall? What pictures give us the present, where we find ourselves moving devoid of orientation, in search of the stable and the familiar, shying away from encounters with what is foreign to us?
In an urban space that is now a tourist attraction and international magnet for many who want to live and work here, temporarily or permanently, and who come into contact with those who have already been doing so for decades. Conflicts and fights for what’s available are an unavoidable by-product. Freedom and diversity are omnipresent, film productions like Fucking Berlin reinforce the myth that anything goes in this town. Every last corner, it seems, is there to be exploited as a surface on which to throw and multiply projections. Cool, hedonistic, fucked up. The rents have long since exploded, long-standing residents feel that, if the district was a film set, they’ve been cast as nothing more than extras. But the beat goes on.
Many don’t make it. Forced out of the neighbourhood by the neoliberal bent of Berlin’s urban development policies and the dictates of a world where money wins the day. Even people earning a normal living wage can’t afford to live here anymore.
In the nineties, Kreuzberg and Friedrichshain were still pretty much down and out, inner city poverty and problem zones that some people had given up on. Young families in particular turned away, moving out to the green belt or to ‘better’ districts. A dramatic example of this attitude towards the area was the infamous parliamentary speech given by the then head of the CDU parliamentary group Klaus-Rüdiger Landowsky:
“The fact is where there is trash, there are rats, and where there is squalor, you’ll find riffraff. These are things that must be removed from the city.”
To be honest, these polemic words from 1997 brought to a head the debate and protest by socially disadvantaged groups within the population against being squeezed out of inner-city areas that were becoming increasingly attractive to moneyed interests. What initially remained was living space with many affordable niches and the possibility of living a self-determined existence, whether in squats or elsewhere. Political resistance took on creative form, the militancy and severity of the 1980s were gone. Local neighbourhood management schemes took over with the aim of subsidising and upgrading disadvantaged residential areas. In the initial years of the new millennium, official policy used subtle methods to push an urban development that was to their taste. This involved, above all, privatizing the state-owned municipal housing associations GSW and GSG, affecting not only long-standing residents, but also local businesses. Politicians did practically nothing to counter the city being sold off and sold out.
Not much will remain the way it has been. Neighbourhoods are falling apart, social projects are giving up: bars and restaurants, fashion labels and start-ups dominate the business scene. This, the smallest district in the city, but the youngest and most densely populated, brought together by the administrative reforms of 2001, has grown together more or less voluntarily. Both parts of the district face the same problem, which can be described using the supposedly neutral term “structural change”. It is here that photography comes into play, fulfilling its purpose of giving us completely different detailed views of a world that the Swiss sociologist Urs Jaeggi described over ten years ago as the “be­wildered society”.
In the brutal summer heat of 2018, a young woman dressed in black cowers in the doorways around Oranienstraße, silent, she does not even react to well-intentioned attempts to speak to her. In her hand she holds a cobblestone for self-defence. Against everyone and against all this? She looks like something out of one of Nanette Fleig’s photographs. A stream of tourists in shorts passes her by, but she isn’t even worth a smartphone snapshot. The guide up front explains in more than one language something for which there is no easy explanation. At night, they’ll see one another again in the party zones. Those who are lucky enough to get past the doorman will end up in Berghain. The rest will spread through the district, to the Lohmühleninsel, or the area around Schlesisches Tor, or the RAW complex in Friedrichshain, known derogatorily as the “Techno Strich” (Techno whorehouse). And the beat goes on.
The musician Peter Fox painted a sarcastic picture in his 2008 song „Stadtaffe“ (Urban Monkey) that fits the mood of the times. It can be roughly translated as follows, “Everything is colourful, loud and flashes / City full of monkeys is full and stinks / We party without reason, come on, smoke and drink / The party is a good one, we are deaf and blind”.
Not deaf and blind, but wide awake and dedicated, eight photographers took to the streets to record the new world. Beyond the party zones, where selfie-mania dominates. We thank Heiner Bernd for giving us 1990s Friedrichshain, analogue, black-and-white. All other photographs are digital, and Florian Günther alone moved beyond the imaginary former district boundary with his pub photos. While the photographs of the old Kreuzberg from a closed urban space were relatively homogenous in form and content, we now see a wider range that is down to more than just the dynamics of urban change processes. Unlike in the past, by favouring personal rights over artistic freedom, the legislature has made spontaneous photos of people and street scenes more difficult, making them a formal act by requiring signed permission. No matter, this does nothing to rob the photos of their power.
Heiner Bernd used more than 500 black-and-white spools of film, having printed less than half. His city views of Friedrichshain, deserted, are snapshots full of contrasts and melancholic poetry. Who the artists behind street art are does not interest him, he is not preparing a guided tour or taking photos for institutional use. The dates tell the story of his observations on their own. A story that is losing itself as fast as the relicts of GDR architecture and everyday culture.
Siebrand Rehberg, sensitive chronicler of Kreuzberg’s era of awakening 40 years ago, has once again been moving through his neighbourhood with camera in hand since 2012. Curious and restless. The once silent Admiral Bridge has become a tourist hotspot, everywhere music and the creative struggle to be seen or for support on every street corner. His photographs are now in colour, as colourful as the world before his own front door. The desire to just live in this world seems to be an international one, a world whose tougher side forces some onto the street, while allowing others to change, live and exist on apparently safe territory. A world of contrasts.
His friend of many years, Michael Sauer, takes a completely different approach, photographing people, both strangers and acquaintances, in the neighbourhood since 2015. At work or in leisure mode. The documentary aspect is secondary, his staging of moments that are often mere chance encounters radiate intensity and intimacy. It is not where the subjects stand, but their impact that provokes the zoom. Including self-presentations in full body jewellery.
Nanette Fleig has worked for years in the legendary rest-radical and queer club SO36 in Kreuzberg, now celebrating its 40th anniversary year. It’s a place where you can feel pretty free to do your stuff. Her uncompromising photographs show a world where those who don’t actively defend themselves get shat upon. The front lines are clearly demarcated: against the state and capital interests, against exploitation, selling out the city, racism and pushing minorities to the margins. By no means just revolutionary folklore, but the commitment of growing groups in the population campaigning for a more just world, glocally. Social movements are an inseparable part of the district, even if the new neighbours haven’t quite realised that yet.
For Swedish photo journalist Ann-Christine Jansson, it is important to develop one’s own standpoint towards society and to clearly express it in photographic narratives. In her “Kreuzberg Today” series, which she compiled over the past two years, she shows us encounters with people in the fast-changing city district.
Taking leave from the living and the legacies of the dead is the theme of the unusual photo series by Ursula Kamischke. In about one-and-a-half hours, she took more than 110 photos of the junk store run by the Turkish-German couple, the Sencivans, that occupied an unchallenged place in the neighbourhood for more than 40 years (1971-2014). A photographic memorial that pays tribute as much to the shop owners as to their overflowing ‘museum of things’ for reuse in second hand, that reflects everyday culture and local neighbourhood history in equal measure. Remembrance of a place where the objects still bearing the traces of use by their previous owners waited for a new purpose. And where Karin Sencivan alone knew exactly whether something a customer wanted was there and where it could be found. The loss of a place that always had been there.
In her series, Ellen Röhner photographically documented two events over the years that use the public space as a stage and dance floor. Both with a different background. “If you’re allowed to dance here, it’s not my revolution!” (Sozi36, graffiti artist). A reaction to the obligatory Myfest on May the 1st. Organised by the local authorities to provide a diversion for riots, anger and outrage, it has become a mega-successful event that sees many thousand people celebrating peacefully on and around Kreuzberg’s Oranienstraße. Unlike the Transgenial CSD, a grassroots event organised by a queer, politically active alliance and part of the “Kreuzberger Festtage” for almost 20 years. It’s aim: to provide an alternative to the city’s large Gay Pride party, CSD, which has long since joined the mainstream.
Florian Günther worked on his photo series for more than ten years, and a selection are shown here. He sought out the protected rooms of his favourite corner pubs that seem to defy all change. Nobody considers him a stranger in this world, he is a part of this world. An outsider would never have been allowed to photograph in this way. The result is photos of friends and strangers, workers and artists, punks, women behind and in front of the bar, the stranded and those just passing through.
A farewell?

And the blues goes on.